1. 60 Jahre Rock und Heavy Metal in Syrien: Die 2000er
  2. 60 Years of Rock and Heavy Metal in Syria: The 2000s
  3. 60 Jahre Rock und Heavy Metal in Syrien: 60er – 90er
  4. 60 عامًا على موسيقى الروك والهيفي ميتال في سوريا: الألفية الثانية
  5. 60 Years of Rock and Heavy Metal in Syria: The 60s – 90s
  6. الموسيقى الكلاسيكية المعاصرة في سوريا
  7. Contemporary Classical Music in Syria
  8. Intro- Voices of Syrian Music
  9. The Diversity of Music in Syria
  10. Music & Religion
  11. Music & Community in Syria
  12. Folk Music
  13. Jazz Lives in Syria
  14. The Sound of Dayr az-Zawr
  15. Muwashahat: A Memory from Damascus

von Hannibal Saad

Ab den 2000ern begann die Rockmusikszene in Syrien regelrecht zu explodieren. Heute kann ich über 50 Rockbands aufzählen, die seither gegründet wurden, von denen einige sich am Leben halten konnten, während andere leider keine Chance bekamen, je gesehen zu werden.

The Gene Band

Eine der Rockbands, die in der syrischen Rockszene große Spuren hinterlassen hat, ist die Gene Band, eine Band aus sechs aktiven Musikern. Mit ihren speziellen Arrangements, traditionelle arabische Lieder in einem neuen progressiven Rockkontext zu spielen, gelang es der Band, Kunst zu schaffen und Aufmerksamkeit und Interesse zu wecken. Das Erbe der Gene Band sollte später in neuen Formationen wie Anas and Friends und den Ascendants weiterleben.

Die moderne Version des Liedes „Ya Waladi“ greift das gleichnamige Lied von Sheikh Imam und moderne Poesie von Adam Fathi auf.

In den 2000er Jahren tauchten viele Musiker aus dem Nichts auf und konnten ein großes Publikum um sich scharen, wie z. B. Yasser Alkhadra oder die Heavy-Metal-Band Amer Touma mit dem Sänger Jean Samara, der an mehreren Bandprojekten beteiligt war, bis er während des Krieges nach Berlin emigrierte. Viele dieser Bands spielten Heavy und Trash Metal, aber es wurden auch einige Doom-Metal-Bands gegründet. Auch Punk-Bands wie das Mazhott-Trio mit Frontmann Rashwan traten auf.

Generell wurde die Rockszene stabiler und organisierter, da Rockcafés und Musikproduktionsfirmen entstanden. Gitarrist Rawad Abdul Massih, Gründer mehrerer Bands wie Hourglass und Rasas, gründeten in Damaskus ein Studio für Musikproduktion, das bis heute in Betrieb ist. Mouhannad Alsamman, Gitarrist der ehemaligen Marmar-Band (siehe 90er Jahre), eröffnete in Damaskus ein Rock-Café namens „Mon Café“ – ein Ort, an dem sich junge und alte Musiker*innen treffen.

Yasser Al-Khadra – An Epic Tale
Die Amer Touma Band
Mouhannad Alsammans Band Mood Music spielt wöchentlich in Damaskus mit der Sängerin Leen Al Batal
The Hourglass – Holy Rage ’10
Die Band Rasas mit Gitarrist Rawad Abdul Massih
Mazhott trio with frontman Rashwan

Um 2006 wurde Qussai Aldakr, Gitarrist, Keyboarder und Mitglied der Band Tuner, Leiter der technischen Abteilung des Higher Institute of Music, wo er 40 Musiker*innen in Aufnahme und Musikproduktion ausbildete. Seine Arbeit trug dazu bei, eine Marktlücke für kostengünstige Aufnahmen zu schließen. Dies öffnete die Tür für ein internationales Online-Publikum. Da es an öffentlicher Unterstützung und Kulturpolitik mangelte, war diese Generation die erste, die von den Vorteilen der sozialen Medien profitierte.

| Frauen & Rockmusik in Syrien

Die Rockszene hat eine Reihe von sehr starken Sängerinnen hervorgebracht, die erwähnenswert sind. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Rockmusikszene in Syrien so vielfältig ist. Eine von ihnen ist Rasha Rizk, die in mehreren Bands spielte, darunter Ittar Shameh. Rasha Rizk gelang es, ihre Arabischkenntnisse, Operntechnik und ihre lebendige Stimme erfolgreich einzusetzen, um so ihren eigenen einzigartigen Stil zu etablieren. Rizk wurde auch durch die Produktion von Liedern für TV-Kinderserien bekannt und lebt heute in Frankreich.

Weitere weibliche Frontsängerinnen traten in einer Reihe von Bands auf. Zu den sehr bekannten Sängerinnen gehören Areej Zayat, Souzana Joumaa, Nermeen Shawki und Carmen Toukmaji, um nur einige zu nennen. Entdecken Sie einige Lieder dieser Frauen:

Die Band Ivy besteht ausschließlich aus weiblichen Musikerinnen mit Lilith Jannet als Frontsängerin, Nour Abulfadel an der Gitarre, Bassistin Rachelle Ghanem und Natally Hallaq am Schlagzeug.
Rasha Rizk – Sakru Shababîk
Carmen Toukmaji
Nour Arksousi mit der Syrian Big Band im Pergamonmuseum Berlin in 2010 (Nights of Ramadan). Nour wurde durch einen Auftritt bei The Voice berühmt und singt auch andere Genre.

| Rock und Heavy Metall seit 2011

Der Krieg hat tiefe Spuren in der Rockmusikszene hinterlassen, nicht nur durch die zahlreichen Musiker*innen, die das Land verlassen haben und deshalb global verteilt sind. Trotzdem haben sich viele neue Bands in Syrien formiert, die in ihrer Musik die Erfahrungen des Krieges verarbeiten.

Monzer Darwish, Heavy-Metal-Musiker aus der Stadt Homs, erzählte dem Magazin The Atlantic im Jahr 2014, wie er und seine Freunde während des anhaltenden furchtbaren Krieges Zuflucht in ihrer eigenen Musik suchten. Er berichtet außerdem, wie die Heavy-Metal-Szene mit der von ihr geschaffenen Musik aktiv „einen brutal ehrlichen Dialog darüber geführt, wie man den Krieg überleben und Gesellschaft reformieren kann.“

„Heavy Metal here is at war with the war itself“

Monzer Darwish (@The Atlantic)

Monzer Darwishs Dokumentation „Syrian Metal is War“

Die Erfahrung des Krieges wurde zu einem vorherrschenden Thema in der Rock- und Heavy-Metal-Szene. Bands wie Maysaloun, DUST etablierten sich ab 2011, mussten aber mit den gegenwärtigen Unruhen in ihrem Land stets fertig werden.

Die Band Maysaloon mit ihrem Lied Warsphere
Die Band D.U.S.T mit ihrem Lied Dust

| Von Syrien in die Welt

Gleichzeitig haben viele Musiker außerhalb Syriens eine neue Heimat gefunden und in der Diaspora neue Formationen mit einer starken Fangemeinde hervorgebracht, wie Tanjaret Daght und Khebez Dawleh.

“The Syrian trio Tanjaret Daghet look increasingly like becoming one of the few bands to nail the tricky business of making Arabic language rock appeal to people who don’t really listen to anything except Western music.
The Rolling Stones Magazine
Tanjaret Daghet behandelt in ihrem Song Ta7t El Daghet den Druck des Krieges und den Verlust ihrer Identität

Tanjaret Daghet

Die 2008 gegründete Band Tanjaret Daghet entstand durch den kreativen Kopf des Leadsängers und Bassisten Khaled Omran. Eine Metamorphose nach der anderen, besteht die Band heute aus drei Musikern: Tarek Khoulouki, Gitarrist und Background-Sänger, Dany Shukri, Schlagzeuger, und natürlich Khaled Omran. In Beirut (Libanon) ansässig zieht die Band ein großes Publikum in der arabischen Welt an und hat für solche Aufmerksamkeit gesorgt, dass das berühmte Rolling Stones Magazin einen Artikel über sie als aufsteigende arabische Rockstars veröffentlich hat.

Khebez Dawle

Khebez Dawle ist eine vierköpfige syrisch-libanesische Indie-Rock-Band. Gegründet in Damaskus Ende 2012 als Ein-Mann-Projekt, konsolidierte sich die Band in Beirut (Libanon) Anfang 2013 mit Muhammad Bazz, Bashar Darwish, Hekmat Qassar und Anas Maghrebi. Ihr erstes Konzeptalbum „Khebez Dawle“ wurde im August 2015 veröffentlicht und präsentiert sehr energetische und kraftvolle Musik. Die Bandmitglieder leben mittlerweile in Berlin.

In 2020 veröffentlichten Khebez Dawle ihre neue Single Ara.

Obwohl viele der jungen aufstrebenden Musiker die Geschichte der Rockmusik in Syrien nicht kennen, hat es die Szene geschafft, zu überleben und das Wasser so sehr am Laufen zu halten, dass bis heute Wellen zu erkennen sind. Es gibt heute viele sehr begabte Rockmusiker in ihren frühen Zwanzigern, die auf eine bessere Zukunft warten und hoffen. Unter ihnen sind Talente wie Ammar Ghazi, Omar Hawasli, Mohammad Stash und viele andere. Ich hoffe von ganzem Herzen, sie in einer friedlichen Zukunft auf großen Bühnen sehen zu können.

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Titelbild: Das Bild zeigt mehrere syrische Rockbands und Musiker*innen bei einem Auftritt der Syrian Big Band im Jahr 2011 (© Hannibal Saad). Für weitere Informationen über Rockmusik in Syrien besuchen Sie die Facebook-Gruppe Rock Lives in Syria von Hannibal Saad.

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