von Jean-Claude David

Wohnen im Haus Ghazala vor 1880: Architektur, Räume, Funktionen

Die Schlacht um Aleppo 2012-16: Einstiges Leben im Ghazala-Haus (Beit Ghazaleh) - das zerstörte Kulturerbe (Teil 2)
Fig. 1: „Türkische Dame von Rang in der richtigen Kleidung aus Aleppo…“ und Dienerin in einem Aleppiner Haus | Kupferstich, in:  Alexander Russell „The Natural History of Aleppo“, 1794, Vol. I, p. 107, Tafel III

Ein traditionelles Haus ist eine geschützte Umgebung. Es gibt nur wenige Fenster oder Mashrabiyas an der Außenseite des Hauses, nichts weist auf dessen Bedeutung hin: keine verzierten Fassaden, keine monumentale Tür. Allenfalls durch Geräusche, Stimmen und Gerüche kann etwas vom verborgenen Leben nach außen dringen. Das Haus ist ein fast schon sakraler Raum, es ist in seiner Gesamtheit dem Familienleben gewidmet: Der „Haremlik“ umfasst den Bereich, in dem der Haushalt geführt wird, Kinder erzogen werden, Essen zubereitet wird – das ganze Programm an Aktivitäten, für die die Herrin des Hauses verantwortlich ist. Der Harem des Ghazala-Hauses mit seiner christlich-monogamen Familie umfasste die Ehefrau des Hausherrn, die unter demselben Dach lebenden Söhne und deren Familien, die Kinder der verschiedenen Ehepaare, die weiblichen Bediensteten und schließlich die Männer  der Familie. Beide Bereiche des Hauses, der Haremlik der Familie und der mehr öffentliche Selamlik der Männer, waren weniger isoliert voneinander als es in muslimischen Häusern der Fall war.

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Fig. 2: Der große Innenhof während der Restaurierungsarbeiten (Blickrichtung nach Westen) im Oktober 2011 | May Ghazalé Sikias (CC-BY-NC-SA)

Das Haus Ghazala war eines der größten Anwesen des christlichen Viertels. Im 18. Jahrhundert umfasste es fast 1.600 m2, wovon 570 m2 auf die sechs Höfe (d.h. 35 % der Grundfläche) entfielen, die damals existierten. Die Höfe waren weit mehr als nur ein Patio, der seine Fassaden zu einem inneren Außen öffnet, sie waren das Herz des Hauses. (Fig. 2) Um den Haupthof herum konnte das Haus vergrößert oder verkleinert werden: Zugemauerte Durchgänge und spätere Umgestaltungen zeigen, dass dieser Lebensraum wandelbar war. In einem alten, orientalischen Haus gibt es keine häuslichen Funktionen, die eine dauerhafte architektonische Sonderausstattung erfordern – mit Ausnahme von Toiletten (die es immer noch gibt), der Küche und des Hammams – letzterer ist jedoch nur in sehr reichen Häusern zu finden. Im Haus Ghazala konnte nicht festgestellt werden, welcher Raum eine dauerhafte Funktion hatte, sei es als Empfangs-, als Wohn-, Schlaf- oder Esszimmer. Alle Räume des Hauses hatten am Eingang eine ʿataba; dies ist eine Art „Vorraum“ ohne Wände, der durch einen Höhenunterschied von etwa 50 cm definiert ist. ( Fig. 7 und 8) Im ʿataba-Bereich stand man oder bewegte sich, er lag auf Hofniveau; dagegen saß man im erhöhten Bereich auf dem Boden, ohne sich viel zu bewegen. Jede Körperhaltung hatte ihren Platz im Raum oder auf dem Hof, entsprechend der Jahres- oder Tageszeit.

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Fig. 3: Blick in den großen Innenhof mit Wasserbassin und dem Iwan, 2010 | Jean-Claude David (CC-BY-NC-ND)
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Fig. 4: Der Innenhof (Blickrichtung nach Osten) mit dem eingestürzten Iwan nach der Zerstörung, 2017 | Sammlung: May Ghazalé Sikias, foto: André Yacoubian (CC-BY-NC-SA)

Heute misst das Haus Ghazala 1.052 m2, wovon noch 360 m2 auf die Höfe entfallen. Zum Vergleich: Das unweit gelegene, ebenfalls christliche Haus ʿAjiqbash hat eine Grundstücksfläche von 512 m2, von denen 176 m2 auf den großen Innenhof und 12 m2 auf den Wirtschaftshof entfallen, insgesamt also 188 m2 Hofflächen, sprich: 36,6 % des Grundstücks.

Wirtschaftsräume, Küchen und der private Hammam befinden sich in der nördlichen Haushälfte, und damit weit entfernt von den repräsentativen Räumen. Der Iwan, ein Raum in Form einer riesigen Nische, befindet sich immer im südlichen Flügel und ist nach Norden hin offen. Sowohl die Form als auch die Ausrichtung erfüllen den Wunsch nach Kühle und Schatten, während man sich im Freien aufhält. Ein hölzernes Vordach vergrößert die Schattenfläche vor dem Iwan. (Fig. 3 u. 4)  Wie der Innenhof ist auch der Iwan ein Raum für die Übergangsmonate, für frische Stunden am frühen Morgen, Sommernächte und sonnige Momente des Winters. Die mehrtausendjährige Vergangenheit dieser architektonischen Form und ihre Bedeutung in den Architekturen des Orients vor dem Islam lassen sie auch als Zeichen der Macht (oder der Herrschaft oder der Heiligkeit) interpretieren: Der Iwan ist ein “Thronsaal” für einen Hausherrn, der über Macht verfügt, auch wenn diese noch so gering ist. Vom Iwan aus kann er alles beobachten, was sich im Hof abspielt – das gesamte häusliche Leben und die Besucher. Im Iwan ist er sichtbar, er sitzt dort allein oder in Gesellschaft. Der Iwan kann auch als häuslicher Raum dienen – wie ein gewöhnlicher Raum, in dem man Gäste empfangen, essen, kochen und schlafen kann.

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Fig. 5: Der zerstörte süd-westliche Teil des Hauses (Blickrichtung zum Iwan): im Vordergrund die beschädigte Kuppel der qaʿa, 2017 | Sammlung: May Ghazalé Sikias, foto: André Yacoubian (CC-BY-NC-SA)
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Fig. 6: Blick auf die nördliche und östliche Fassade des großen Hofes nach der Zerstörung, 2017 | Sammlung: May Ghazalé Sikias, foto: André Yacoubian (CC-BY-NC-SA)

Die meisten Wohnräume reihen ihre Fenster und Türen in der Hoffassade aneinander. Nischen und Wandschränke befinden sich zumeist in der Längswand gegenüber den Öffnungen. Neben der Eingangstür liegt ein Teil des Fußbodens tiefer als der Rest des Raumes: die ʿataba (Fig. 7 und 8).

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Fig. 7: Die nördliche Raumnische der T-förmigen qaʿa mit ihrer ʿataba und dem Wasserbassin im Vorderground – das Foto entstand am Ende der Zeit, als das Haus als Schule diente, ca. 1980 | Jean-Claude David (CC-BY-NC-ND)
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Fig. 8: Die südliche Raumnische der T-förmigen Qa’a mit ʿataba und Wasserbassin im Vordergrund – bevor die Restaurierungsarbeiten stattfanden, 1995 | Julia Gonnella (CC-BY-NC-ND)

In den östlichen Kulturen werden in der Architektur Räume für zwei verschiedene Körperhaltungen unterschieden: Der Bewegung und dem Stehen entsprechen der Hof, die Korridore und die ʿatabas. (In Japan, wo das Sitzen traditionell auf dem Boden stattfindet, differenziert man die Bereiche durch das Bodenmaterial.) Der Höhenunterschied erleichtert den Dialog zwischen Menschen, die im tiefer gelegenen Raum stehen, und Menschen, die auf dem erhöhten Teil sitzen, markiert aber gleichzeitig einen Statusunterschied: Das Stehen in der ʿataba ist ein Zustand des Wartens in einer Art „innerem Außen“ und die Körperhaltung dort ist die eines Untergebenen. Im Unterschied dazu sitzt man im erhöhten Bereich auf dem Boden, lehnt sich an die Rückenkissen und wird von seitlichen Armkissen unterstützt. Diese Sitzhöhe bestimmt die Höhe des Blickkontaktes, es bestimmt die Höhe von Fenstern und deren -bänken und damit letztlich die Organisation von Fußboden- ebenso wie von Fassadenebenen. Die unterschiedlichen Bodenebenen definieren darüber hinaus, ob der Raum trocken oder evtl. auch feucht gehalten werden soll – ein weiteres wesentliches Merkmal. Im Falle einer mit Stein ausgelegten ʿataba ist ihr Boden für die Aufnahme von Wasser bestimmt. Hier konnte man sich waschen oder wie im Hammam rituelle Waschungen vornehmen. Das Wasser lief durch den Abfluss in der Steinschwelle nach außen ab, um beispielsweise von draußen mitgeschleppten Schmutz an den Schuhen zu entfernen. Wasser, als Symbol von Sauberkeit und Mittel zur Reinigung, spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Auf der ʿataba konnte auch ein Kohlebecken aufgestellt werden, um vorbereitetes Essen warm zu halten. 

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Fig. 9: Erdgeschossgrundriss des Hauses Ghazala, 2012 | Bauaufnahme Thierry Grandin, Infografik RC Heritage (CC-BY-SA 4.0)

Der Westflügel des Hauses wurde zwischen 1747 und 1751 wieder aufgebaut (Fig. 9). Dieser Umbau brachte neuen Komfort. Die Räume, aus denen dieser Flügel besteht, sind untereinander verbunden: Jeder ist sowohl vom Hof aus zugänglich als auch steht er mit dem vorherigen und dem nächsten Raum in Verbindung, die sich vom Iwan über den Winterraum bis hin zum Hammam fortsetzt. Der Winterraum, der größte Raum des Hauses, hat die Besonderheit, dass er sich zwischen Hof und Garten befindet, mit zwei Fassaden, die von einer Tür und Fenstern durchbrochen werden, durch die man hinaus blicken kann. Eine durchgehende ʿataba, auf der man in Schuhen gehen konnte, ermöglichte den Übergang vom großen Hof zum offenen Bereich im Süden, der möglicherweise ein Garten war. Ein Kamin aus Marmor und Mosaiken nahm die Mitte der Westwand des Raumes zwischen den Wandschränken ein. Unter dem Raum befand sich ein großer Keller mit einem kleinen achteckigen Becken, der als Sommerraum genutzt werden konnte. Er war vom Garten aus zugänglich.

Die große Qaʿa in der Mitte des westlichen Flügels ist ein Raum mit T-förmigem Grundriss, eine Kombination aus drei Iwanen um eine zentrale ʿataba, die mit einem kleinen Wasserbecken verziert und von einer großen Kuppel bedeckt ist. (Fig. 5, 7 u. 8, 10) Die vierte Seite der ʿataba öffnet sich durch eine Tür zwischen zwei Fenstern zum Innenhof hin. Als Innendekoration lag ein geometrisches Steinpflaster auf den Böden der ʿataba und in den drei Iwanen. Die Wände waren früher bis zur Höhe des Gesimses mit einer dekorativ bemalten Holzvertäfelung verkleidet. 2012 wurden die Holzpaneele gestohlen. Der obere Teil der Wände sowie die Innenseite der Kuppel waren mit weißem Kalkputz überzogen. In den drei Iwanen waren die Decken mit bemalten Holzkassetten verkleidet, die von mehreren Zierleisten und einem Inschriftenband eingerahmt waren. (Fig. 10)

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Fig. 10: Decke und zentrale Kuppel der Qaʿa vor den Restaurierungsarbeiten und dem Krieg, 1985 | Jean-Claude David (CC-BY-NC-ND)
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Fig. 11: Der rote Salon nach der Restaurierung, 2011 | May Ghazalé Sikias (CC-BY-NC-SA)

Vier Täfelungen im hinteren Teil des mittleren Iwans waren mit Hirschen verziert, die sich mit großen Blumen und Vögeln abwechseln und mit leichtem Relief auf dunkelgrünem Hintergrund dargestellt sind. Diese Hirsche könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Inspiration für diese Verzierung von außen kam. Die große Qaʿa ist im Allgemeinen der schönste Raum des Hauses, der im Sommer am kühlsten bleibt – dank des zentralen Wasserbeckens und der Luftkanäle (batinj oder badahinj), die die kühle Luft der Westwinde in den Raum leiten, die auf den Dachterrassen eingefangen wird. Mehrere Hinweise deuten darauf hin, dass diese Qaʿa, wie andere große Räume in christlichen Häusern, auch als Andachtsraum für die Familie Ghazala, die der griechisch-katholischen Konfession angehörte, dienen konnte. 

Der Hammam ist einem kleinen öffentlichen Bad sehr ähnlich – mit einem großen Warmbaderaum, jedoch ohne Umkleideraum. (Fig. 12 u. 13) An seine Stelle trat die große Qaʿa, die mit dem Hammam verbunden war. Der Hammam, Ort von Hygiene und Reinigung, war zugleich auch Ort von Ruhe und Geselligkeit. In zentraler Ordnung mit einem überkuppelten  Raum in der Mitte umgaben ihn vier Iwane, die sich mit vier Nischen abwechseln.

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Fig. 12: Die Kuppel des Heißraums des Hammams – vor der Zerstörung, Foto aus dem Oktober 2011 | May Ghazalé Sikias (CC-BY-NC-SA)
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Fig. 13: Der Heißbaderaum des Hammams wurde während der Kämpfe teilweise zerstört, 2017 | Sammlung: May Ghazalé Sikias, foto: André Yacoubian (CC-BY-NC-SA)

Über Küchen, Lagerräume für Getreide und Vorräte, Keller und Höhlenkeller, Ställe sowie Unterkünfte der Bediensteten ist wenig bekannt, da sie aufgegeben wurden, als das Haus in eine Schule umgewandelt wurde. Eine Küche in der nordöstlichen Ecke – vom großen Hof aus zugänglich – enthält eine Kochstelle auf der Ostseite und Abdeckungen von Brunnen und Zisternen. Sie war mit Räumen des nördlichen Teils des Hauses, mit dem nördlichen Eingang und dem Außenbereich verbunden. 

Die Keller nehmen eine beträchtliche Fläche ein. Sie befinden sich unter den Erdgeschossräumen, umschließen die Höfe und sind fast 300 m² groß. Hinzu kommen etwa 50 m² in den Fels gebaute Höhlenkeller, Zisternen und andere Keller, die sich zumeist unter den Höfen befinden. Wasser schöpfte man aus dem Brunnen: Regenwasser und brackiges Grundwasser, das in Zisternen aufbewahrt wurde. Aus zwei öffentlichen Brunnen in der Nähe konnte man durch ein antikes Aquädukt Quellwasser holen. 

Das Ghazala-Haus war seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt, immer weniger Leben war im Viertel. Konnte da der Tourismus etwas retten?

Noch in den 1980er Jahren bildeten Judayda und seine Suqs das Zentrum eines beliebten und dynamischen traditionellen Viertels. Hier gab es florierende Geschäfte, die nicht nur den täglichen Bedarf an Lebensmitteln deckten, sondern auch für festliche Anlässe und zur Einrichtung von Vorräten einiges zu bieten hatten; manche werden noch immer von verschiedenen Familien unterhalten. Die größten christlichen Familien sind in die modernen Viertel gezogen und ihre Anwesen verwandelten sich zu Schulen, Waisenhäusern oder Verbandssitzen u. ä. Die Geschäfte von Judayda blieben jedoch ein Synonym für Qualität. Traditionelle Praktiken verschwanden allmählich, da ein Teil der Frauen außerhäuslich verschiedenen Lohnarbeiten nachgingen; mehr und mehr wurden Gefriertruhen genutzt (die die Vorratswirtschaft ersetzen; Anm. der Lektorin) und auch in den neuen Stadtvierteln entwickelten sich Lebensmittel-Suqs. Bis 1980 waren die alten Textilherstellungsaktivitäten verschwunden.

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Fig. 14: Die Gasse vor dem Haus Ghazala im Jahr 2017 (Blick nach Norden) | Sammlung: May Ghazalé Sikias, foto: André Yacoubian (CC-BY-NC-SA)

Zwanzig Jahre später hat der Tourismusmarkt die früheren Einkommensarten ersetzt, allerdings mit fragwürdigen Immobilieninvestitionen und Restaurierungen. Bewohner versuchen, ihre schönen Häuser zum besten Preis an Investoren zu verkaufen, diese wiederum verwandelten sie in Restaurants und Hotels. In den 1970er und 80er Jahren waren die letzten bescheiden lebenden christlichen Mieter weggezogen und auch die seltenen Versuche einiger Idealisten, die schönen Häuser für den Eigengebrauch zu restaurieren, scheiterten, und sie richteten dort schließlich Büros oder Touristenläden ein. Es stellt sich also die Frage: Sind Investitionen für den Tourismus nur das Trugbild eines neuen Wirtschaftswunders, das von Traditionen und lokaler Kultur weitgehend abgekoppelt ist? War diese Zweckentfremdung des Erbes eine Möglichkeit, es zu erhalten, bis der Krieg es zerstörte?


Beitragsbild: Detail der bemalten Holzvertäfelung (ʿajami) in Haus Ghazala, 2010 | Ziad Baydoun from Baydoun Creation (CC-BY-NC-ND)


[Übersetzung des französischen Textes:]

Jean-Claude David. Der Krieg um Aleppo 2012-2016. Einstiges Leben im Ghazalé-Haus: Das zerstörte Kulturerbe (2/2), ArchéOrient – Le Blog, 16. März 2018 https://archeorient.hypotheses.org/8332 


Autorenschaft von Jean-Claude David: Jean-Claude David, pensionierter CNRS-Forscher, ist Geograph und Spezialist für nahöstliche Städte [UMR 5133 – Archéorient, Maison de l’Orient et de la Méditerranée, Lyon].

Weitere Beiträge zur Technik der ʿajami-Dekoration und dem Haus Ghazala siehe:

‘Ajami oder Damaszener Malerei: Auf den Spuren eines traditionellen Handwerks in Syrien

‘Ajami von A to Z

Restaurierung von ‘Ajami – Herausforderungen und faszinierende Entdeckungen

Die Großmeister des ‘Ajami-Handwerks

Der Weg zum ‘Ajami-Künstler: Im Gespräch mit Mohammad Haj Qab

Zwischen Tradition und Innovation: Im Gespräch mit Aliya Alnuaimi

Die Geheimnisse der Alten Meister

Die Seele des ‘Ajami: Interview mit Ziad Baydoun

Das Aleppozimmer …ganz persönlich

ʿAjami in Aleppo: Eine Geschichte über reisende Motive

Beit Ghazaleh: Das Haus meiner Urgroßeltern

ِAutorenschaft von Hiba Bizreh

Archäologin aus Syrien. Arbeitete am Syrian Heritage Archive Project in der Zeit von 2018-2019

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