Das Minarett der Großen Moschee wurde vom Richter (Kadi) von Aleppo während der Herrschaft der Seldschuken-Dynastie in Syrien in Auftrag gegeben. Der Baubeginn ist in der Inschrift an der Basis angegeben und das Fertigstellungsdatum befindet sich oben: 483 – 489 AH / 1090 – 1096 AD. Sie bestand bis 2013. Das Minarett hat eine quadratische Form, sein Schaft ist ca. 45 m hoch und besteht aus Kalkstein. An seinem oberen Rand befindet sich ein Gesims, das aus zwei Reihen flacher, gewölbter Nischen besteht, die reichlich mit Blumenelementen verziert sind. Hinzu kommen eine offene Holzgalerie für den Muezzin (Gebetsrufer) und ein kurzer Turm mit Kuppel. Zwischen der Basis und der Spitze ist das Minarett in vier Zonen unterschiedlicher Höhe unterteilt. Diese sind, mit Ausnahme des zweiten, mit Blindbögen verziert, die aus profilierten Gesimsen gebildet sind, die jeweils ununterbrochen um den Schaft des Minaretts verlaufen. Jede Zone ist durch Friese mit kalligraphischen, künstlerisch geschriebenen, arabischen Inschriften getrennt. Diese exquisit geschnitzten Inschriften sind in der florierten Kufi – einem Schriftstil, der sich durchfloral verzierte Buchstaben auszeichnet – und in der Naskhi-Schrift geschrieben. An der Basis des Minaretts befindet sich die Unterschrift des Architekten Hasan ibn Mufrih al-Sarmani, die in einer Kartusche geschrieben steht. Die Inschrift aus der Basis des Minaretts zeigt, dass der örtliche Aleppiner Richter und der seldschukische Gouverneur die Macht in der Stadt teilten, da ihre Namen gemeinsam erwähnt werden: „Die Moscheen Gottes dürfen nur von denen erhalten werden, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben, das Gebet verrichten und Zakat geben [Quran 9:18]. Es wurde begonnen, vom Hohen Richter Ibn al-Khashshab Mohammed ibn Mohammed al-Khashshab gebaut zu werden, möge Gott ihm gnädig sein. In den Tagen von al-Amin al-ʿAjal al-Muzaffar Qasim al-Dawla wa-Nasir al-Mila Abi Saʿid Aqsunqur Bak, der Sklave des Kommandanten der Gläubigen, möge Gott seine Anhänger vermehren“. Die oberen Inschriften zeigen die Namen der damals herrschenden Seldschuken-Sultane Malikschah I. und Tutusch sowie von Barakat ibn Faris, Kommandant der städtischen Miliz.